Nachzucht meiner Landschildkröten

Im Jahr 2015 hatte ich bereits meine erste Nachzucht.

Von 20 gelegten Eiern schlüpften 20 zerknautschte Landschildkröten. Voller Stolz hegte und pflegte ich meine Schlüpflinge. Ich hatte vor dem Schlupf nie an eine 100% Schlupfrate gedacht.

Meine Abgabetiere haben mindestens einen Winterstarre bei mir gemacht. Der beste Zeitpunkt zum Erwerb einer Griechischen Landschildkröte ist nach der Winterstarre von April bis August.

Auf gar keinen Fall sollten angebotene winterwache Tiere gekauft werden. Diese Tiere benötigen ihre absolut lebensnotwendige Winterstarre und sie darf ihnen nicht vorenthalten werden. 

Taxi bitte!

Da hat sich eine kleine Erdkröte wohl verirrt.

Die kleine Kröte kehrt den ganzen Sommer über immer wieder ins Gewächshaus zurück und brachte im Spätsommer auch noch einen kleinen Freund mit.

Jedoch muss ich zugeben, dass mir Schildkröten viel lieber als Erdkröten sind.

 

Nachzucht 2017

Eiablage

Paula und Frieda haben sich zum Graben, für die Eiablage, im Gewächshaus verabredet.

Frieda hat nach einer 1/2 Stunde graben beschlossen, an diesem Tag doch noch nicht ihre Eier abzulegen.

 

Zwei Tage später, kam es dann doch zur Ablage.

Nachdem die Eier gelegt wurden, schließt die Schildkröte mit größter Sorgfalt das Loch. Sie schiebt mit ihren Hinterbeinen die Erde über das Gelege, bis das Loch geschlossen ist. Nach dem recht kräftezehrenden Vorgang  zieht sich die Landschildkröte mit zittrigen Beinen zurück.

Beim Legevorgang ist es sinnvoll das Männchen aus dem Gehege zu entfernen. Damit das weibliche Tier bei der Ablage nicht gestört wird.

Inkubation

Inkubation bei 32°

Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass es sich beim Schlupf um weibliche Tiere handelt, brüte ich die Eier bei einer Temperatur von 32° aus.

Bei meinen Beratungen weise ich jedoch immer darauf hin, dass es sich nicht um eine 100% "Weibchen"-Garantie handelt.

 

Die beiliegenden feuchten Küchentücher dienen zur Erhöhung der Luftfeuchtigkeit.

 

Bei dem Substrat in den Schalen handelt sich um Vermiculit. Vermiculit gehört zu den Tonmineralen die maßgeblich zur Bodenfruchtbarkeit beitragen. Der Vorteil von diesem Substrat ist, dass es bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht schimmelt.

Der Schlupf

Ab dem 52 Tag im Inkubator ist es dann so weit. Die Kleinen Schildkröten beginnen mit ihrem Ei-Schnabel an der Innenhaut zu kratzen und versuchen mit Drehtbewegungen die Schale zu knacken. Ich habe beobachten können, wie ein geschlossenes Ei kurz vor dem knacken sich immer wieder ganz leicht bewegt hat.

Nachdem die Landschildkröte den doch recht anstrengenden Schlupfvorgang vollständig abgeschlossen hat, ruht sich das Tier aus. Sobald ich ein angeknackstes Ei finde, entferne ich es von den anderen Eiern. Ich nehme eine weitere Schale, die ich mit einem feuchten Küchentuch auslege. Vorsichtig wird das Ei darin gebettet und wieder in den Inkubator zurück gestellt.

Jeder Schlüpfling erhält eine eigene Schlupfschale, damit sie sich nicht gegenseitig umstoßen oder gar verletzen. Der Schlupfvorgang kann bis zu 36 Stunden andauern. Darauf ist zu achten, dass die Eihaut nicht austrocknet. Die Eihaut kleidet das Ei-Innere aus. Trocknet diese Haut aus, wird sie recht fest. Der Schlupfvorgang kann gestoppt werden und das Tier unter Umständen sogar versterben.

Nach dem Schlupf belasse ich die Schlüpflinge noch für 24 Stunden im Inkubator.

Die feuchten Küchentücher sorgen dafür, dass die Dottersacköffnung nicht vertrocknet und die Eihaut ebenfalls feucht bleibt. Innerhalb der 24 Stunden entfalten sich die kleinen Winzlinge zu einem ca. 2,-€ großen Geldstück.

 

 

 

 

 

Hier auf dem Bild ist deutlich der Eizahn zu erkennen.

Nach 24 Stunden wird ein erster "Check-up" vorgenommen.

  • Gewicht
  • Augen und beide Nasenlöcher sollten korrekt angelegt sein
  • Fortbewegung mit Hilfe aller vier Gliedmaßen
  • Anomalien
  • Der Dottersack sollte vollständig eingezogen sein.

Sollte der Dottersack noch nicht komplett eingezogen sein, muss das Tierchen für weitere Stunden in den Inkubator. Der noch nicht verschlossene Dottersack ist für Infektionen sehr anfällig.

 

Immer wieder wird berichtet, dass der Grund von Schildanomalien häufig der Grund für die künstlich zu hohen und konstanten Bruttemperaturen in menschlicher Obhut sind.

Diese Griechische Landschildkröte habe ich Ostern 2017 am Strand von Korsika gefunden.

Das Tier zeigt deutlich eine Schilderanomalie des fünften Rückenschildes. Für mich war das eine Bestätigung, dass es nicht nur durch menschlicher Obhut es zu solchen "Missbildungen" kommt. Ich würde auch nicht von einer "Missbildung" sprechen, ich würde es vielmehr als einen kleinen "Schönheitsfehler" bezeichnen.

Nach dem Gesundheits-Check, wird der Schlüpfling für ca. 5 - 10 Minuten in lauwarmem Wasser gebadet. So kann die Schildkröte bei der Gelegenheit zum ersten Mal Wasser aufnehmen. Die Wassertiefe sollte die Höhe des Bauchpanzers nicht überschreiten.

Ich gebe in die Badeschüssel Kies mit hinein, damit die Schildkröten einen besseren Halt haben. Es sollte allerdings darauf geachtet werden, dass die kleinen Steine nicht zu klein sind und somit nicht verschluckt werden können.

Ein häufiger Todesgrund in den ersten Wochen ist das vertrocknen. Deshalb wiederhole ich nun wöchentlich zweimal diesen Badevorgang, um eine ausreichende Wasseraufnahme in den ersten Lebenswochen zu gewährleisten.

Kinderstube

Nach dem Check-Up folgt der Einzug in die Kinderstube. Ich verwende hier eine größere handliche Box, die ich als mobiles Terrarium in den ersten Lebenswochen verwende. So kann ich an sehr warmen und sonnigen Tagen das mobile Terrarium einfach nach draußen stellen, wenn es im Gewächshaus zu warm wird. An kühleren und verregneten Tagen bleibt es im Gewächshaus und es wird evtl. eine Wärmelampe eingeschaltet.  

Als Substrat verwende ich ein Gemisch aus Kokosfasersubstrat mit Terrarien Schildkrötensubstrat von Floragard. Für Versteckmöglichkeiten und gleichzeitig zur Feuchthaltung gibt es reichlich Spagnum-Moos. Einen Blumentopfuntersetzer für Wasser und eine Steinplatte.

Es ist völlig normal, dass sich Schlüpflinge in den ersten Lebenswochen die meiste Zeit verstecken. Die Kleinen gehen so ihren natürlichen Instinkt nach und verstecken sich auf diese Art vor Fressfeinde (Vögel, Nager usw.).

Für die ersten vier Lebenswochen bleiben die Schlüpflinge im mobilien Terrarium.  Danach sind sie bereits sehr erkundungsfreudig und versammeln sich gerne um das angebotene Futter. Der Umsiedlung in das Jungtiergehege im Gewächshaus mit Zugang zur Außenanlage umgesiedelt steht jetzt nichts mehr im Wege.

In den ersten Wochen ist es wichtig, dass der Halter darauf achtet, dass die Kleinen Nahrung zu sich nehmen. Eine regelmäßige Gewichtskontrolle ist sehr wichtig. Bei einem Stillstand der Gewichtszunahme oder gar eine erkannte Abnahme, sollte nachgegangen werden.

In den ersten 2 bis 4 Tagen nach dem Schlupf nehmen die Schlüpflinge noch keine Nahrung auf, da sie noch von den restlichen Nährstoffen des Dottersackes zehren.

Der Nachwuchs ernährt sich nach diesen Tagen von den gleichen Wildkräutern wie die Elterntiere. Ein Kleinschneiden der Futterpflanzen ist unnötig, da sie bereits in der Lage sind, ganze Stücke aus festen Blättern herauszubeißen. Durch das Beißen werden die Hornschneiden abgenutzt. Um den Schlüpfling von Beginn an mit Calcium zu versorgen, lege ich die Eischalen und Sepiaschalen in das Gehege.